Tipps von Aaron für eine erfolgreiche erste Studio-Produktion

1. Sind die Songs gut genug? Ins Tonstudio zu gehen, um die eigene Musik aufzunehmen ist ein bisschen wie ein Rockstar sein. Oftmals kann man es kaum erwarten und da passiert auch schon der häufigste Fehler:

 

Man geht mit 10 Songs ins Studio, um 10 Songs aufzunehmen. Besser wäre es mit 20 Songs ins Studio zu gehen und dann nur die besten 10 auf´s Album zu bringen. Gute Songs zu schreiben und auszuarbeiten ist ein Prozess, der über viele Monate andauern sollte. Ideal ist es auch, die Songs bereits vor Live-Publikum zu testen, um herauszufinden, welche am besten ankommen.

 

Eine eigene CD zu haben ist nicht der letzte Schritt auf dem Weg zu einem musikalischen Erfolg, sondern einer der ersten. Ihr werdet mit den Songs aus Eurer Studioaufnahme noch einen weiten Weg gehen und dieser Weg ist auch mit richtig guten Songs schwer genug. Ihr braucht Songs, die so gut sind, dass sie sich fast schon von selbst bei Eurem Publikum verbreiten. Alles andere ist schade um Eure Zeit und Energie.

 

2. Habt Ihr die Songs wirklich gut drauf oder wenigstens Studiomusiker an der Hand? Die Groove-Sektion Eurer Songs ist wie das Backend einer APP. Hier solltet Ihr ultratight arbeiten. Schlagzeug und Bass müssen exakt sitzen, damit Ihr darauf einen Song aufbauen könnt. Macht Euch klar, dass es hier nicht um Authentizität geht. Ich habe schon mit Bands gearbeitet, die Studiomusiker abgelehnt haben, weil sie auf der CD ähnlich klingen wollten wie live. Das geht jedoch nur, wenn Ihr im Studio auch so gut spielen könnt wie ein Profi.

Deswegen: Kannst Du deine Songparts in- und auswendig spielen? Kann der Drummer gut zum Click spielen? Habt ihr in der Probe auch mit Click-Track geübt? Sind alle wichtigen Entscheidungen zum Song gefallen? Steht das Arrangement? Sind die einzelnen Parts vielleicht zu schwer zu spielen? Zeit in der Bandprobe ist um einiges preiswerter als die Zeit in einem Tonstudio.

 

3. Was wollt Ihr erreichen? Wollt Ihr nur ein erstes Demo zum Verkauf an Freunde und erste Fans? Dann solltet Ihr vielleicht ein Homerecording in Betracht ziehen. Wenn Ihr mit Euren Songs in die Charts wollt, dann geht dorthin, wo bereits mehrere Charthits entstanden sind. Niemand kann Euch sagen, wie man einen Hit produziert, aber wenn Ihr Euch mit Personen umgebt, die bereits einige produziert haben, steigt Eure Chance von 0 auf 1%.

3000,- Euro für nichts zu bezahlen ist teurer als 10 000,- Euro für eine echte Gegenleistung. Das richtige Tonstudio finden ist eigentlich recht einfach, wenn Du einige einfache Punkte abklärst. Wie erfahren ist der Betreiber bzw. der Toningenieur? Welches Equipment steht dort bereit und wie sehen die Räumlichkeiten aus? Wie sieht es mit Referenzen aus? Wieviel kostet das Aufnehmen dort? Es lohnt, sich etwas herumzuschauen. Lasst Euch vom Tonstudio immer Produktionen vorspielen, die zu 100% dort entstanden sind.

Wollt Ihr nur ein Tonstudio oder einen Produzenten, der mit Euch Eure Songs produziert?

4. Budget und Zeit Nicht jede Band hat einen Batzen Geld, um das nächste Album aufzunehmen. Und das macht auch nichts, denn es lassen sich auch mit wenig Geld grossartige Aufnahmen machen – dafür eben weniger Songs. Es ist besser nur einen oder zwei Songs aufzunehmen, die danach richtig gut klingen als zehn mittelmässige, die keinen Hasen aus dem Bau locken. Das gilt übrigens auch für´s Songwriting. Lieber nur einen supertollen Song, auf den Ihr alle stolz sein könnt.

 

5. Auf erfahrene Leute hören. Solltet Ihr Euch nicht für einen Toningenieur, sondern einen Produzenten entscheiden, dann solltet Ihr ab und an auch auf ihn hören. Natürlich sollte nichts auf Euer Album, das Euch nicht gefällt oder das Ihr nicht vertreten wollt, aber versucht für alle Ideen möglichst lang offen zu bleiben. Hört Euch Passagen, die erfahrene Leute in Eurer Umgebung gut finden 20mal zu unterschiedlichen Zeiten an. Wenn sie Euch dann immer noch nicht gefallen, weg damit. Aber gebt Euren Ohren die Chance, sich zu entwickeln und stellt Eure Freiheit als Musiker immer über Schubladendenken. Auch in Roterfeld-Songs gibt es viele Passagen, die mir von Bandmitgliedern und Produzenten vorgeschlagen wurden und die ich erstmal abgelehnt habe. Heute bin ich froh über viele dieser Erkenntnisse, die anfangs nur mühsam durch meine Gehörgänge gesickert sind.

 

In jedem Fall wünsche ich Euch das Allerbeste für Euer Album und vielleicht ergibt sich ja zu einem späteren Zeitpunkt mal die Gelegenheit, für eine gemeinsame Studioproduktion.

 

Aaron Roterfeld